Wish I may …

An guten Tagen versuche ich, die ganzen schlechten Tage wieder aufzuholen. Wenn man bedenkt, dass ich vor Ausbruch der Krankheit Arbeitstage mit 10-12 Stunden gewohnt war, und wenn man bedenkt, dass ich bisher dank Medikamente immerhin, aber eben doch nur, 5-7 gute Tage im Monat habe, und wenn man außerdem bedenkt, dass ich an schlechten Tagen zumeist extrem unbeweglich bin, dann ist das ein recht sportlicher Versuch.

It’s a stiff competition to see who can stay up later: The stars or the street lights.

Ich wurde aus der Klinik arbeitsunfähig entlassen mit der Maßgabe, zukünftig nur noch 3 bis maximal 6 Stunden zu arbeiten. »Teilweise Erwerbsminderung« heißt das. Schwierige Ansage für jemanden, der sich persönlich mit seiner Arbeit identifiziert. Ich übe meinen Beruf für mein Leben gern aus. Und ich bin selbstständig. Die Arbeitszeit zu verkürzen, ohne Auftraggeber vor den Kopf zu stoßen, ist eine Gratwanderung. Und die Existenzangst – die stetige, aber im normalen Zustand kontrollierbare Begleiterin des Selbstständigen – wittert ihre Chance und macht dicke Backen.

I wonder what happens if I get to the end of this tunnel and there isn’t a light.

Aber ich weiß, dass die ärztliche Einschätzung durchaus realistisch ist, und es ist ja bedauerlicherweise eher keine Besserung meines Gesundheitszustands zu erwarten. Helfen würden Unterstützungen seitens Versicherungen und Ämter. Zum Beispiel ein Zuschuss für einen ergonomischen Arbeitsplatz, um ein paar Stunden wöchentlich mehr arbeiten zu können. (Abgelehnt.) Oder eine Armschiene, die an schlechten Tagen ein Minimum an Beweglichkeit ermöglicht. (Abgelehnt.) Oder einen Schwerbehindertenausweis, der wegen eingeschränkter Einnahmemöglichkeiten Steuererleichterungen und weitere Vergünstigungen bringt. (Abgelehnt.)

Do you ever have that dream, when you open your mouth and you try to scream, but you can’t make a sound? That’s every day starting now.

Es gibt also bisher keinerlei finanzielle Unterstützung von irgendeiner Institution. Und das hat zur Folge, dass ich an guten Tagen versuche, die ganzen schlechten Tage wieder aufzuholen. Mit etwas Glück schaffe ich es auf die Art, meinen Körper in einen Zustand zu versetzen, der für einen Schwerbehindertenausweis ausreichend schlecht ist.  Die Mittel für die Arbeitsplatzverbesserung brauche ich dann nicht mehr. Nur noch Rente.

Don’t tell me it’s going to be all right. You can’t sell me on your optimism tonight.

Mein Lieblingsverzweiflungssong
Wish I may | Ani DiFranco
Und wie immer auf der Spotify-Playlist.

I don’t think I am strong enough to do this much longer. God I wish I was stronger.

PS: Ich habe überall Widerspruch eingelegt. Falls jemand brillante Ideen für die Widerspruchsbegründung hat – immer raus damit! Fight the system …