07 DIE URSACHEN SIND NOCH UNKLAR.
Warum die Nervenzellen, die Dopamin produzieren, absterben, ist noch nicht vollständig verstanden.
Genetische Faktoren und Umweltgifte wie Pestizide spielen vermutlich eine Rolle.
Die Parkinson-Krankheit beginnt mit dem Absterben bestimmter Nervenzellen im Gehirn – aber warum das passiert, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Sicher ist: Die Dopaminproduktion in der Substantia nigra nimmt ab, was nach und nach zentrale Funktionen im Körper aus dem Gleichgewicht bringt.
Rund 10 bis 15 % der Betroffenen tragen eine genetische Veränderung, die das Risiko für Parkinson erhöht. Bei der großen Mehrheit lässt sich jedoch keine familiäre Veranlagung finden – ein starkes Indiz dafür, dass auch Umweltfaktoren eine Rolle spielen.
Ein wachsender Teil der Forschung beschäftigt sich mit chemischen Einflüssen. Pestizide wie Paraquat oder das Lösungsmittel Trichlorethylen (TCE), das früher in der Metallverarbeitung eingesetzt wurde, stehen im Verdacht, Parkinson zu begünstigen. Frankreich hat bereits 2012 reagiert und Parkinson bei LandwirtInnen unter bestimmten Bedingungen als Berufskrankheit anerkannt. In Deutschland wurde dieser Schritt 2024 vollzogen – ein Meilenstein für betroffene Menschen im Agrarsektor.
Doch die Frage bleibt: Wenn Pestizide so gefährlich sind – warum werden sie weiterhin eingesetzt? Die Antwort ist unbequem: Die Landwirtschaft ist auf hohe Erträge angewiesen, Alternativen sind oft aufwendiger. Trotz der Anerkennung als Berufskrankheit werden viele dieser Stoffe weiter genutzt – wenn auch unter strengeren Vorschriften. Verantwortung und Wirtschaftlichkeit stehen sich hier gegenüber.
Weniger beachtet, aber nicht weniger bedeutsam ist eine weitere Quelle: PCP- oder Lindan-haltige Lacke und Lösungen, die als Holzschutzmittel im Innenraum verwendet wurden. Sie kamen jahrzehntelang in Dachstühlen, Verkleidungen und Fachwerkbalken zum Einsatz – auch in Schulen, Kindergärten und Wohnungen. Viele davon gasen bis heute aus. Das Problem: Es wird kaum systematisch geprüft, obwohl die gesundheitlichen Folgen gravierend sein können.
Wenn Menschen über Jahre hinweg belastet werden, ohne davon zu wissen, ist das keine Privatangelegenheit. Es ist eine kollektive Herausforderung. Und sie verlangt nach einem klaren politischen Willen: zur Aufklärung, zur Kontrolle und zur langfristigen Vorsorge.
Quellen
Dorsey, R. et al. (2020). Ending Parkinson’s Disease
Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS): Empfehlung zur Berufskrankheit Parkinson-Syndrom durch Pestizide (2024)
Tanner, C. M. et al. (2009). Occupation and Risk of Parkinsonism, Archives of Neurology
Goldman, S. M. (2014). Environmental Toxins and Parkinson’s Disease, Annual Review of Pharmacology and Toxicology
Umweltbundesamt: Altlasten durch Holzschutzmittel