Wanderlust …

Ich hasse fliegen. Ich finde diese Art der Fortbewegung ökologisch in höchstem Maße bedenklich. Ich finde es unmöglich, dass man für so wenig Geld enorme Strecken zurücklegen kann, von einer Klimazone zur anderen. Außerdem ist es für Menschen absolut unnatürlich, durch die Lüfte zu schweben. Keiner von uns hat Flügel, es sei denn, wir sind verliebt – das ist »natürlich« etwas anderes. … All das geht mir durch den Kopf, als das Flugzeug startet. Richtung Palma de Mallorca. Hölle – Hölle – Hölle … Ausgerechnet.

Help me … I feel like I’m weightless … Floating right out of your hands

Der Endspurt vor den Urlaubstagen war hart: Viel Arbeit (die Rückkehr lohnt sich: es gibt weiter genug zu tun …), kurz noch in die Oper (verdächtig wenig geheult, trotz Träller-Todes), das Kind mit Lebensmitteln ausgestattet (nur Gesundes, versteht sich … das schlechte Gewissen hat sich nur in der Asia-Abteilung durchgesetzt und ca. eine Tonne Fertig-Ramen in den gänzlich unbeeindruckten Einkaufswagen geworfen), dafür gesorgt, dass auch die Katzen in unserer Abwesenheit nicht hungern müssen (faires Futter für den Walderhalt in Tansania – alles richtig gemacht und den Ramen-Anfall neutralisiert) und gepackt (Pillen. Ansonsten bin ich nicht sicher, was die Koffer beinhalten).

Travel light, don’t think twice … We’re leaving the shadows behind

Die Vorfreude war überschattet von größeren Befürchtungen: Was, wenn die Security die Medikamente im Handgepäck nicht akzeptiert? Welche Befunde sind als Beleg mitzuführen? Was, wenn der Koffer mit den restlichen Pillen verloren geht? Wie verträgt sich die Krankheit mit dem Klima? Kann ich in den Hotelbetten schlafen? Nehmen wir auf den Flügen Sitzplätze mit mehr Beinfreiheit (Immerhin begleitet mich ein Krake mit X Armen, der braucht viel Raum)? Jetzt sitze ich also in einem Billigflieger von Laudamotion, die Arbeit ist zuhause geblieben, Lieblingskind und Lieblingskatzen haben beim Abschied einen ganz zufriedenen Eindruck gemacht, die Medikamente haben ohne Probleme die Sicherheitskontrolle passiert, und der Krake hat einen eigenen, sehr teuer bezahlten Sitzplatz erhalten und freut sich wie verrückt aufs Meer. Im Moment muss ich mir über nichts Sorgen machen.

Loving the state that I’m in … Between no longer and not yet

Pures, unbesorgtes Fernweh wäre schön gewesen, ohne Angst, aber so ist es eben nicht, vielleicht nie wieder oder erst in einiger Zeit wieder. Seit das Flugzeug gestartet ist, bahnt sich dennoch die Entspannung den Weg. Die Müdigkeit übermannt uns, den Kraken und mich … schläfrige Vorfreude.

And we’re out on the road again … It’s given us this wonderful wanderlust … I don’t doubt it, I feel it

Wanderlust | David Sylvian, hier auf der Spotify-Playlist