Rich girls …

Geld macht nicht glücklich, so heißt es. Selbst wenn das wahr ist oder wäre: Der Umkehrschluss »Kein Geld macht glücklich« ist jedenfalls ausgemachter Blödsinn …

Darüber denke ich nach, als ich auf der Dachterrasse unseres Hotels in Palma in der Abendsonne einen Campari Orange schlürfe. (Mein Liebster hat den letzten Schluck seines Drinks verschüttet. Das ist eine von uns in diesem Urlaub neu ins Leben gerufene und bereits nach drei Abenden sehr liebgewonnene Tradition: einen sündhaft teuren Drink ordern, ihn entgegennehmen und erstmal die Hälfte verschütten. Und dann sich im Ruhigbleiben üben. Wer sich ärgert, hat verloren – gelebte Dekadenz. Ich gebe zu, ich habe mit dem Quatsch angefangen – die Feinmotorik …)

We’ll walk around pretending we’re all grown up

Ich schlürfe also und schaue auf ein Pärchen um die 30 – sie trinkt Champagner, er ein Peroni – und frage mich, wie wichtig Geld ist. Und wie sehr es den Charakter verdirbt. Und ob es das überhaupt tut. Immerhin gibt es nicht nur blasierte Reiche mit schlechtem Geschmack, sondern haufenweise Menschen, die über ausreichend Mittel verfügen, mit denen sie sich nicht nur selbst gut versorgen, sondern auch Mitmenschen großzügig unterstützen.

Geld ist also nicht per se schlecht.

Und wenn ich mir die jungen Frauen im »Beachclub« ansehe, mit ihrem wie gemalt sitzenden Haar, den Valentino-Schlappen an den perfekt pedikürten Füßen, den Cocktails in der Hand und der schlechten Laune im Gesicht, dann denke ich, stimmt:

Geld macht per se nicht glücklich.

Hey, rich girls! | Well, can you tell me why you’re so stuck up and act so down?

Mit meinem achtarmigen Ungetüm ist es nicht gerade leicht, ins Entspannen zu kommen, obwohl es ihm hier eigentlich gefallen müsste. Zur Abschreckung zeige ich Octopussy (er hasst es, so genannt zu werden) in jeder Tapas-Bar, wie seine Verwandten enden: Auf den Kopf gestülpt hängen ihre Arme – säuerlich mariniert – in der neonbeleuchteten Vitrine herunter, und werden auf Bestellung häppchenweise abgeschnitten und den hungrigen Gästen serviert … Das juckt ihn nicht –  er zerrt und zieht und schränkt meine Beweglichkeit schmerzhaft ein. Blöder Hund.

You don’t have to be such an asshole all the time | Don’t be like that

Dennoch: Mein Liebster und ich sitzen zwischen all den »Schönen und Reichen« am Meer – wilde Strandfrisur, kein Lack auf den Zehennägeln (bei ihm bin ich darüber ein bisschen froh), Cocktails in der Hand und die Glückseligkeit im Gesicht. Nach einem herausfordernden [Kack-/Horror-]Jahr genießen wir den tapfer erarbeiteten und wohltuenden Luxus. Unser beider Charakter halte ich weiterhin für positiv unbedenklich. Und ich denke mir:

Geld macht doch ein bisschen glücklich …

The way you see the world, it’s just you way you see the world.

Rich girls | The Virgins, am Stück serviert auf der Spotify-Playlist