Breathe

Eigentlich hatte ich gestern schon einen Text vorbereitet über Freundschaften, die sich überlebt haben. Er begann mit »Manche Dinge sind am besten, wenn sie vorbei sind. …«. Der Song zum Blogpost stand auch schon fest, nur der letzte Teil des Textes bereitete mir Schwierigkeiten. Irgendwie fand ich ihn zu hart.

Und dann fanden wir eine Todesanzeige im Briefkasten. Der Mann einer meiner wichtigsten Beraterinnen ist verstorben. Ein lebensfroher, humorvoller und großherziger Mann. Mit 62.

Und das machte und macht mich furchtbar traurig. Aus den verschiedensten Gründen – den offensichtlichen und den persönlichen, die zu erläutern jetzt zu weit führen würden.

Eine Konfrontation mit der menschlichen Endlichkeit …

Der Tod ist ein Halunke, dachte ich. Versteckt sich unser ganzes Leben lang im Keller bei den Kartoffeln und lässt uns glauben, wir seien unsterblich. Erst bei Todesfällen im näheren Umfeld, oder wenn uns eine schwere Krankheit erwischt, winkt er mit seiner rostigen Sense, und es wird einem so richtig klar, dass unsere erlesene Präsenz auf diesem Planeten begrenzt ist. Dann erst beginnen wir zu reflektieren: Welche Länder will ich noch bereisen, welche Menschen tun mir gut, mache ich meine Arbeit überhaupt gerne? Als ob es bis dahin in Ordnung gewesen wäre, seine Zeit zu verschwenden mit Langeweile und Energievampiren. Macht es bei der Gestaltung des eigenen Lebens wirklich einen Unterschied, ob wir im Angesicht des Todes stehen?

Auf mein kleines Leben heruntergebrochen:

Meine Erkrankung ist unheilbar und degenerativ. Ja und?

Das heißt, mein Zustand wird sich verschlechtern. Vielleicht erst in weiter Zukunft, sicher früher als mir lieb ist. Vielleicht wird bis dahin eine Heilung für Parkinson gefunden – es wird im Moment viel geforscht. Ich habe auf jeden Fall vor, der Krankheit mit aller Kraft in den Allerwertesten zu treten. Und meine Zeit immer gut zu nutzen. Und wenn ich morgen von einem Bus überfahren werde, dann spielt es eh überhaupt keine Rolle, ob ich diese Krankheit habe oder nicht.

Also nutzt Eure Zeit. Verbreitet Liebe.

… damit es hintenraus nicht zeitlich eng wird, wenn der Typ mit dem Hoodie aus Sackleinen um die Ecke linst. Und wenn Ihr schlechte Tage habt, haltet den Kopf über Wasser so gut Ihr könnt … und vergesst nicht zu atmen.

Den Post über überlebte Freundschaften reiche ich nach, sobald ich ihn abgemildert habe …

Breathe | Alexi Murdoch

Das Album, auf dem der Song zu finden ist, heißt »Time without consequence«, ist von 2009 und in Gänze hörenswert.
Im YouTube-Video findet Ihr eine wunderbar zarte Live-Version des Songs.
Und auf der Spotify-Liste ist es als Studio-Version zu finden.