Sweet (in)disposition …

Süßes Unwohlsein … so lässt sich vielleicht dieses ambivalente Gefühl beschreiben, das sich einstellt nach über vier Jahren voller Ungewissheit, Schmerz und Verunsicherung im Moment der unwiderruflichen Diagnose. Ein Gefühl zwischen Erleichterung und Entsetzen, zwischen »Es muss alles so weitergehen.« und »Es wird alles anders.« Denn die Diagnose lautet Idiopathisches Parkinsonsyndrom. Oder einfach Morbus Parkinson. Parkinson ist eine degenerative Nervenerkrankung, d.h. der Zustand des Erkrankten wird sich im Laufe der Zeit verschlechtern. Und dummerweise gibt es bisher auch keine Heilung. Aber einige Möglichkeiten des Verzögerungsversuchs …

Es ist Sonntagabend, draußen hat es 38° Celsius. Trotz der unfassbaren Hitze habe ich mich gleich am Vormittag aufgerafft und Yoga gemacht. Mit schmerzender Muskulatur und bedingter Beweglichkeit – beides symptomatische Erscheinungen des Krankheitsbildes. Nur das Bewegen mit größter Anstrengung ermöglicht eine normal wirkende Gestik. Daran versuchen Ärzte und Therapeuten mich zu gewöhnen: Wenn meine Anstrengung auf einer Skala von 1 bis 10 bei mindestens 8 liegt, dann ist alles gut. Überhaupt Sport. In meinem bisherigen, immerhin schon 48 Jahre andauernden Leben war die körperliche Ertüchtigung nur bedingt ein Thema … Jetzt muss ich aktiv werden und mich möglichst viel bewegen, damit mein Gehirn die Auswirkungen der absterbenden Nervenzellen kompensieren kann. Schon jetzt mache ich Übungen, die mir helfen sollen, mich im Falle eines Sturzes abfangen zu können.

Meine Diagnose liegt gerade mal drei Monate zurück. Ich bin keine andere, und dennoch steht alles Kopf, ja, stehe ich Kopf. Und während ich darum ringe, mich mit der neuen Situation zurechtzufinden, stellt sich mir die Frage:

»Wer bin ich?«

… und welches Schweinderl hätt’ ich denn gerne?

Sweet disposition | The Temper Trap