Sweet chai o’ mine …

Heute vor 18 Jahren, um 7.17 Uhr wachte ich auf von einem fiesen wiederkehrenden Schmerz im Unterleib. Bis heute weiß ich noch, wie sich dieser Schmerz anfühlte: Hinterhältige Teufelchen saßen unter meiner Bauchdecke und spielten mit aller Kraft und in alle Richtungen Tauziehen mit meinen Muskeln und meinen Organen. Dabei war es ganz und gar nichts Teuflisches, was da in meinem Körper passierte …

Knapp 7 Stunden später, als klar wurde, dass die Teufelchen nicht mit ihrer Quälerei aufhören würden, brachen wir auf in Richtung Krankenhaus – ich mit der behäbigen Eleganz eines gestrandeten Pottwals.

Um 17.17 Uhr war es dann so weit: Standesgemäß, als Nachkömmling einer Superheldin, erblickte Superman Jr. mit Arm voraus das Licht der Welt (Genau genommen hinderte der vorgeschobene Arm den Mini-Hero am Rausflutschen – er benötigte schlappe drei Anläufe. Und genau genommen erblickte er erstmal einen glitschigen Badewannenrand: Er war eine Wassergeburt.): Das beste Kind der Welt. Unser Kind. Mein Kind.

He’s got eyes of the bluest skies as if they thought of rain
I’d hate to look into those eyes and see an ounce of pain

Im Handumdrehen und über Nacht wurde mein Sohn der wichtigste Mensch in meinem Leben. Von keinem anderen habe ich so viel über mich und das Leben gelernt. Nie habe ich mich mehr um einen Menschen gesorgt wie um ihn (und ich fürchte fast, dass das Sich-Sorgen niemals endet). Und womöglich macht mich nichts glücklicher, als ihn glücklich zu sehen.

Ich bin unglaublich dankbar für jeden Moment der letzten 18 gemeinsamen Jahre: Für die ewig langen Mahlzeiten als Säugling und Kleinkind, weil er alles andere wichtiger fand als zu essen. Für den Moment, als ich ihn im Alter von fünf Jahren die taz lesend auf der Toilette vorfand. Für gemeinsames Essen und Fernsehen und Kuscheln im Mama-Bett. Für die Abende vor seinem Geburtstag, an denen wir gemeinsam seine Geburtstagstorte buken und währenddessen Guns ’n’ Roses hörten.

He’s got a smile and it seems to me
Reminds me of childhood memories where everything was as fresh as a bright blue sky

Ich liebe seinen Humor (Africa und Alabama).
Ich liebe seinen Umgang mit unserer Patchworkfamilie (und seine offizielle Erlaubnis und Aufforderung, endlich mit dem Liebsten zusammenzuziehen).
Ich liebe seinen Fashion Style (besonders im Sommer, wenn er seinen Bademeister-Look ausführt).
Ich liebe seine ausgesprochene Klugheit (möge sie auf ewig seine Faulheit kompensieren).
Ich liebe seine Kreativität und sein großes Zeichen- und Graffiti-Talent.
Ich liebe seinen vielseitigen Musikgeschmack.
Ich liebe sein Feingefühl, seine bedingungslose Großzügigkeit, seine Fähigkeit zur Empathie, seine Hilfsbereitschaft und seinen beeindruckenden Tiefgang.
Ich liebe seine Unerschrockenheit bei der Frisurenwahl
und so vieles mehr …

His hair reminds me of a warm safe place
Where as a child I’d hide and pray for the thunder and the rain to quietly pass me by

Ich wünsche ihm, dass er nie so richtig erwachsen werden muss (seine Eltern machen ihm das Kind-bleiben vor).
Ich wünsche ihm alles Glück dieser Welt.
Ich wünsche ihm immer ausreichend Softdrinks (und immer ausreichende Mittel für einen guten Zahnarzt).
Ich wünsche ihm, dass er sich immer geliebt fühlt.
An mir soll es nicht liegen.

Where do we go, sweet child
Where do we go now, sweet child o‘ mine

Happy Birthday, Kid!
Von Herzen das Beste zum 18. … bestes Kind der Welt.

Sweet Child of Mine | Sheryl Crow
Auch auf der Spotify-Playlist