More than ever people …

Wenn man an einem Feiertag morgens um 4:22 Uhr aufwacht (und nicht mehr einschlafen kann), hat man ausreichend Zeit nachzudenken, um mit Antworten aufzustehen. Sollte man meinen. 

Wake up you lazy people | Put on your heads and realize

Vor ca. drei, vier Wochen trafen wir uns online mit den Machern von OKR für Paare (also mit meinem früheren Schulmitstreiter, dem tollen Daniel Terner und mit seiner mindestens ebenso tollen Frau Christiane) sowie mit zwei Paaren, die Anfang Februar am selben Seminar teilgenommen hatten wie wir. Das Meet-Up war von jeher als Online-Treffen geplant, doch dank der raschen Entwicklung des gesamtgesellschaftlichen Gesundheitszustands hatte die virtuelle Begegnung schon das gewisse »Corona-Gschmäckle«. 

Von Verunsicherung war die Rede (Werden wir die Krise finanziell und wirtschaftlich gut überhaupt überstehen? Werden sich die Familienmitglieder bis nach der Quarantäne gegenseitig umgebracht haben untereinander noch verbundener fühlen? Und vor allem: Haben wir ausreichend Toilettenpapier, Hefe, Frischhaltefolie?), von Entschleunigung (… weil wir jetzt beim Kauf von Dingen, die wir blöderweise nicht gehortet haben, ewig vor den Läden Schlange stehen müssen …) und von einem neuen Bewusstsein (Im persönlichen Umfeld: weil wir uns beispielsweise auf einmal darauf fokussieren können, was wir wirklich brauchen und mit wem wir unsere Zeit verbringen möchten. Und in welchen Fällen Social Distancing ein Geschenk des Himmels ist. Im gesellschaftlichen Zusammenhang: weil wir beispielsweise erkennen, dass Kreuzfahrten in jeglicher Hinsicht Irrsinn sind; dass jede zweite Flugreise, die wir für unverzichtbar halten, unnötig ist; dass unser selbstauferlegter Rückzug eine Wohltat für die Natur ist; dass es Berufe gibt, für deren Ausübung am Ende des Jahres keine Prämien ausgeschüttet werden, obwohl sie Leben rettet).

We can be positive people | Adjust your attitude and rise

Dieser Idee des neuen, veränderten, achtsameren, umsichtigeren und rücksichtsvolleren Bewusstseins begegnen wir dieser Tage immer wieder. Und damit der Frage, die auch mich nächtens wachzuhalten vermag: Werden wir dieses neue Bewusstsein nach der Krise beibehalten?

Beyond lust and desire | Cut free and individualize

Je länger ich darüber nachdenke, umso absurder kommt mir die Frage vor. Wenn unsere Gesellschaft sozusagen einen kollektiven Schlaganfall hat, vor dem Experten schon seit Jahren warnten und von dem wir ahnen, dass er durch zu viel Nikotinkonsum ausgelöst wurde: liegen wir dann gemütlich in der Intensivstation, stecken uns erstmal eine Zigarette an und überlegen, ob wir mit dem Rauchen aufhören sollten?

Leute, das können wir besser!

Wake up you breadhead people | This time’s so in control of you

Ich kann nicht umhin, eine Parallele zu ziehen zwischen meinem persönlichen Lebenseinschnitt im vergangenen Jahr und unserer momentan zu bewältigenden globalen Lage. Die Diagnose hat tatsächlich auch mein Bewusstsein im Umgang mit meiner zur Verfügung stehenden Lebenszeit, mit meinem Umfeld und mit mir selbst weiter geschärft – ich versuche, noch bewusster Entscheidungen zu treffen, die idealerweise gut für mich und alle(s) andere sind. Und ich versuche dabei, der völlig ungewissen Zukunft freundlich und unverbesserlich optimistisch entgegen zu sehen. Und warum? Im Flur meiner Oma hingen Aphorismen. Mein Liebling war »Immer wenn Du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.« Goldene Plastiklettern auf schwarzem Baumrindenimitat (ebenfalls Plastik). Wenn das nicht überzeugend ist, weiß ich auch nicht. 

The colors of your power | Let love come shining through your eyes

Mir ist klar, dass ich großes Glück habe, mit einer Positivität ausgestattet zu sein, die unverwüstlicher als Unkraut im nagelscherengepflegten Vorgarten ist (und mit einer Großmutter, die ein sicheres Händchen hatte bei der Wahl des Wandschmuckes). Mit solchen Voraussetzungen ist es vermutlich leichter, bewusst und aufmerksam durch die Welt zu gehen – egal, ob krank oder gesund. Die letzten zwölf Monate sind mir viele Schicksale begegnet, und ich habe durchaus von Menschen gehört, die bei der Konfrontation mit ähnlichen Diagnosen aus Verzweiflung schlicht zusammengebrochen sind (… allerdings habe ich auch rauchende Schlaganfall-Patienten gesehen …).

Such an only time for money | When will you see the real truth?

Ich bin hier ja aber nicht der einzige positiv gestimmte Mensch. Mindestens die Lesenden dieses Blogs sind feinfühlige, empathische, interessierte Menschen … sie waren es vor der Krise, sie sind es währenddessen, und sie werden nach diesem Spuk möglichst viele Zweifler und Verhinderer mit ihrem unheilbaren Optimismus und ihrem kristallklaren Bewusstsein infizieren. Schneller, als irgendein Virus und nachhaltiger als jede chronische Erkrankung (…) mit vielen Ideen für eine bessere Welt. Und dann wird alles gut.

We can be more than ever people.

More than ever people | Levitation
Auf der Spotify-Playlist
Danke an Christiane und Daniel für »krass« positive Vibes!

PS: Wenn man an einem Feiertag morgens um 4:22 Uhr aufwacht (und nicht mehr einschlafen kann), dann steht man auf mit der Antwort auf alle Fragen … 42.