It’s automatic …

Sanft und sensitiv. Mein Toilettenpapier zeigt zeitweise mehr Einfühlungsvermögen als mein Umfeld. Ich habe zuletzt viel über Sensibilität, Empfindsamkeit und Empfindlichkeit nachgedacht. Wieviel Empfindlichkeit vertragen zwischenmenschliche Beziehungen? Gibt es ein Recht auf »Fass mich mit Samthandschuhen an«? Ist es irgendwann »genug«? Dürfen wir Freunde »anstrengend« finden, wenn sie schwere Zeiten durchleben? Und dürfen wir Ihnen das sagen? Vor allem: Ändert das Gepolter irgendetwas?

I got a feeling. It’s automatic.

Während der letzten Jahre habe ich verschiedene Modelle der Empfindlichkeit erlebt und gelebt, und bin zu folgendem Schluss gekommen:
Am wundervollsten sind Begegnungen, bei denen beide nicht darüber nachdenken müssen, ob sie sich dem anderen zumuten können. Das gelingt mit Menschen, mit denen der Umgang unverstellt, unverkopft, intuitiv fließt. Mit Menschen, die Empathie versprühen, ohne sie explizit äußern zu müssen. Mit Menschen, die uns Wertschätzung entgegenbringen und sie explizit äußern können.

I got a feeling. It’s automatic.

Das sind Menschen in unserem Leben, die uns von jedem Ausflug Leckereien mitbringen. Einfach, um uns eine Freude zu machen. Menschen, mit denen wir jeden Geburtstag feiern wollen. Und dafür gegebenenfalls auch die städtischen Vorgaben für private Treffen beugen würden. Menschen (plus eine Flasche Crémant), mit denen wir die besten Ideen entwickeln. Weil wir eine ähnliche Vorstellung vom Guten und Schönen haben. Menschen, mit denen wir beim ersten Sonnenstrahl ein aufwendiges Picknick veranstalten. Weil wir Genuss gerne gemeinsam zelebrieren (und unsere motorisierten Fortbewegungsmittel Auslauf brauchen). Menschen, denen wir zu jeder Tages- und Nachtzeit ein Layout erstellen würden. Weil wir ohnehin gemeinsam an der Beeinflussung des Raum-Zeit-Kontinuums arbeiten. Menschen, denen wir blind unsere Küche überlassen. Wohl wissend, dass die Vorspeise, die um 23 Uhr serviert wird, alles Kulinarische der letzten 12 Monate übersteigen wird. Menschen, mit denen wir Vereine gründen. Weil wir das Funkeln in ihren Augen sehen, wenn sie die Chance verspüren, die Stadt zu verändern. Menschen, für die wir die poetischsten Texte schreiben. Denn nichts inspiriert mehr als eine Verbindung im natürlichen Fluss.

It’s a physical feeling. I’m gonna change this city.

Solche Menschen gibt es. Also mindestens einen.
Die herzlichsten Glückwünsche an meinen Lieblingsfotografen. Zum dreißigsten, oder so.

It’s automatic | Zoot Woman
Ganz automatisch auf die Spotify-Playlist gerutscht.